Feier zum 70 jährigen Jubiläum des Landesverbands

am 15. Oktober 1948 wurde unter maßgeblicher Mitwirkung der Leiter der bayerischen Justizviollzugsanstalten der Bayerische Landesverband für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe e.V. mit dem Ziel gegründet, die Fürsorge für Gefangene und Entlassene zu verbessern.

 

Der Landesverband erfüllt seit 70 Jahren in enger Kooperation mit der Justiz Aufgaben der sozialen Hilfe für Gefangene und Strafentlassene. Auch unterstützt er die Bewährungshilfe, die Führungsaufsicht und die Gerichtshilfe. Die Arbeit des Landesverbands ist auch besonders geprägt durch die Zusammenarbeit mit den karitativen Einrichtungen und den ehrenamtlichen Helfern im Justizvollzug.

 

70 Jahre erfolgreiche Arbeit in der Straffälligenhilfe gaben Anlass, dieses Ereignis fast 70 Jahre nach der Gründung am 5. Oktober 2018 im Justizpalast in München gebührend zu feiern.

Festrede des ersten Vorsitzenden

"...Bei der Begehung eines 70-jährigen Jubiläums bleibt es nicht aus, einen kleinen Exkurs ins Jahr 1948 zu machen: Während Europa noch mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen hatte, wurde in Westdeutschland - unter alliierter Aufsicht - an einem neuen Staatsgefüge gearbeitet. 1948 war das Jahr der Währungsreform und auf Herrenchiemsee trat zum ersten Mal der Verfassungskonvent zusammen, um die Arbeit am Grundgesetz der Bundesrepublik zu beginnen.

 

Aus heutiger Sicht ist das Jahr 1948 natürlich inzwischen „Geschichte“ und in vielerlei Hinsicht als „historisch“ zu bezeichnen. Nicht zuletzt, weil im Sommer 1948 in Berlin der Bau eines Flughafens begonnen - und, wenn auch unter dem Druck der anhaltenden Blockade Berlins - nach rekordverdächtigen 85 Tagen abgeschlossen wird. An diesem Punkt ist man fast geneigt, der guten alten Zeit nachzutrauern…

 

In dieses Jahr 1948 fällt aber noch ein weiteres historisches Ereignis: hier in München wird am 15. Oktober der damalige Bayerische Landesverband für Gefangenenfürsorge  gegründet. Die Idee der überregionalen Straffälligenhilfe in Bayern war alles andere als neu. Die Vorgängerorganisationen Südbayerische, Nordbayerische und Fränkische Straffälligenbetreuung konnten zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine teils über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Da das Vermögen dieser Vereine nach Ende des Zweiten Weltkriegs von der Militärregierung gesperrt wurde, war ihre Tätigkeit in der Gefangenenfürsorge aber praktisch zum Erliegen gekommen.

 

Der Landesverband als neuer Dachverband machte es sich also zur Aufgabe, die soziale Hilfe für Straffällige in den damaligen Bezirksvereinen, Bezirksstellen und Ortsstellen zu koordinieren und zu unterstützen. Die Finanzierung wurde damals auf bemerkenswerte Art und Weise sichergestellt: die erste Mitgliederversammlung beschlossen einfach, dass „dem Landesverband (…) in Zukunft sämtliche Geldbußen in Strafverfahren zugewiesen werden“ sollen.

 

Das Anliegen des Landesverbandes, möglichst umfassende Hilfe für Menschen zu leisten, die straffällig wurden, zeigte sich in den rasch wachsenden Zuständigkeiten.


Im Jahr 1954 wurde auch die Bewährungshilfe und die Fürsorge für entlassene Gefangene in den Tätigkeitsbereich einbezogen und der Landesverband erhielt seinen heutigen Namen: „Bayerischer Landesverband für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe e.V.“.

 

1973 folgte eine Ausdehnung der fürsorgerischen Aktivitäten auch auf diejenigen Probanden der Bewährungshilfe, die keine vorherige Haftstrafe verbüßt hatten.

 

Und im Jahr 1986, fast 40 Jahre nach seiner Gründung, erfuhr der Landesverband die letzte große Erweiterung des Vereinszweckes, indem auch die Unterstützung der Führungsaufsicht, sowie der Gerichtshilfe hinzugenommen wurde.

 

Mit den Aufgaben wuchs auch die Struktur des Landesverbandes. Es erfüllt mich mit Stolz, dass heute 21 Bezirksvereine, angesiedelt bei den größten Justizvollzugsanstalten und 15 Bezirksstellen bei den kleineren JVAs den Landesverband bilden und der erweiterte Vorstand über die Jahre auf mittlerweile dreizehn Personen angewachsen ist.

 

Dabei darf man nicht vergessen, dass die Vorsitzenden der Bezirksvereine sowie des Landesverbandes ihrer Tätigkeit neben ihren umfangreichen anderen Dienstaufgaben ehrenamtlich nachkommen. Am heutigen Tag möchte ich daher die Gelegenheit ergreifen, Ihnen allen für Ihren Einsatz sehr herzlich zu danken!..."

Grußwortredner

Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshof Peter Küspert

"... Ich stehe heute vor allem deshalb hier, um zu zeigen, wie wichtig uns, der allgemeinen Justiz, in Form der Bewährungshilfe, diese Unterstützung tatsächlich ist. Der Landesverband auf der einen und die Bewährungshilfe, einschließlich der Führungsaufsicht und der Gerichtshilfe, auf der anderen Seite, sind sozusagen naturgegebene Verbündete bei dem Versuch Strafentlassenen den Weg in das soziale Gefüge und zurück in die Gesellschaft....zu erleichtern..."

Bayerischer Staatsminister der Justiz Prof. Dr. Winfried Bausback a. D.

"... Sie bauen Brücken für Straftäter, damit diese zurück in die Mitte der Gesellschaft finden und ein Leben in sozialer Verantwortung führen können. So arbeiten Sie an einem wirksamen Opferschutz und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Gäbe es den Landesverband noch nicht - er müsste sofort geschaffen werden!..."

Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl

"...Die heutige Veranstaltung nehme ich gerne und bewusst als Anlass, [mich] für das gegenseitige Vertrauen und das Wohlwollen ausdrücklich zu bedanken. Dieses vertrauensvolle Zusammenwirken zeigt sich auf der Landesebene in gleicher Weise wie auf der Ebene Ihrer Bezirksvereine. Dort sind oft sehr viele persönliche Kontakte entstanden, die ein tragfähiges Fundament bilden..."

Oberkirchenrat Detlev Bierbaum

"...An Ihrer Arbeit als Landesverband, am Dienst der Justiz und am Dienst der kirchlichen Seelsorge zeigt sich: Gesellschaftliches Engagement, Staat und Kirche, verfolgen ein und dasselbe Ziel: Gefangene sollen in unserer Gesellschaft wieder ihren Platz haben..."

 

Stadtrat der Stadt München Marian Offman

"... Jährlich werden in Bayern mehr als 10.000 Gefangene entlassen. Und sie sind sofort mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert: Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit, Schulden, abgebrochene Sozialkontakte, Verzweiflung, Desorientierung und dergleichen... durch Verringerung der Rückfallgefahr und dass, so wurde es ja auch bereits durch den Staatsminister ausgeführt, ist die höchste Form des Opferschutzes..."

Leiterin der Münchner Zentralstelle für Straffälligenhilfe (MZS) Nicole Lehnert

"...Wie Sie alle wissen, ist die Straffälligenhilfe ein herausforderndes Arbeitsfeld. Die Arbeit mit straffällig gewordenen und meist mehrfach problembelasteten Menschen ist komplex, die gesellschaftliche und politische Rechtfertigung über Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit oft mühsam und die Finanzierung ein beständiges Problem. Diesen Herausforderungen stellt sich der Bayerische Landesverband für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe e. V. seit nun mehr 70 Jahren..."

Beiträge aus Funk und Fernsehen

BR24 Beitrag vom 8. Oktober 2018 (mehr zum BR unter www.br24.de)

Beitrag von münchen.tv vom 12. Oktober 2018 (mehr zu München TV unter www.muenchen.tv)

 

 

Radio Beitrag in BR2 vom 5. Oktober 2018

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